Leicht und sicher schreitet sie vor, die Knospe tragend, die zur Blüte reifen soll. Stets ruht die Abendsonne auf ihr und auf den Wipfeln der Bäume, die sie umgeben. Dieses Denkmal hat von Farenheid seinem Freund und Mitschöpfer von Beynuhnen Ulrich von Saiplus, der hier ruht, nach dem Vorbild des Humboldtschen zu Tegel, errichten lassen.
Wir lesen auf der marmornen Grabesplatte für den verstorbenen Freund die Worte der Offenbarung: „Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.“
Der schwarze mit Samt überzogene Sarg, mit herrlichen Blumenspenden von nah und fern geschmückt, senkte sich in die Tiefe, bis die Fliederfülle des Gartens die Gruft verhüllte. Auf dem Grabstein des Entschlafenen konnte man die von ihm selbst verfasste bedeutsame Inschrift lesen, die von seiner christlichen Gesinnung Zeugnis ablegt:
„Verlassend eine Welt,
reich an unbefriedigter Sehnsucht,
erharre ich in Demut,
der großen Offenbarung im Herrn.“
Die Tatsache, dass im Osten des Königreiches Preußen, in der Nähe der damaligen russischen Landesgrenze, eine einmalige Kunstschöpfung von privater Hand entstand, wirft die Frage auf nach ihrer Entstehung, dem Lebensbild des Schöpfers und dem Wirken seiner Vorfahren, denen er die reichen Mittel zur Durchführung seiner idealen Pläne verdankte. Die Farenheids sind eine in Ostpreußen seit Jahrhunderten ansässige Familie. Um 1500 wanderte der erste Farenheid von Rostock nach Königsberg ein. Die Vorfahren von Fritz von Farenheid zeichneten sich durch eine nicht gewöhnliche Willenskraft und wirtschaftlichen Sinn aus. Sie waren fast ausnahmslos Vertreter des Kaufmannstandes. Sie bekleideten oft ehrenvolle Ämter wie die eines Ratsherren, eines Gerichtsverwandten oder eines Kirchenvorstehers im Kneiphof in Königsberg.
Ich verzichte, hier die Vertreter der Familie Farenheid aufzuführen, von denen nichts weiter als Namen und Lebensalter bekannt sind. Es sei jedoch erwähnt, dass ein Bernhard Farenheid (1514–1551) einen Christoph Weissenfellsmit der Abfassung einer Chronik des Deutschen Ordens betraute und verewigte sich in der Einleitung derselben, ,,um als ein Liebhaber der Historien hierin erkannt zu werden“. Auch müssen die Farenheids in Königsberg schnell Fuß gefasst haben, denn 1523 erben die Kinder Farenheids und die Familie Maraun das große Vermögen der wohlhabenden Kaufmannsfamilie Pyning. Prof. Dr. Fritz Gause, der Geschichtsschreiber der Stadt Königsberg nimmt an, dass die Farenheids mit dem Erblasser verschwägert waren. Der älteste über den die Quellen berichten und von dem wir mehr wissen, ist der spätere Kommerzienrat Friedrich Reinhold Farenheid.
Er wurde als Sohn des Kaufmannes Reinhold Farenheid – das Geburtsdatum ist nicht festzustellen – und seiner Ehefrau Katharina, Tochter des Kaufmannes Smit, geboren. Er heiratete Johanna Lovisa, Tochter des Kunfürstlich-Sachsen-Meiningschen Hofrates von Hoffmann. Durch sein kaufmännisches Genie und im Besitz des Salzmonopols hatte er ein großes Vermögen erworben, dass er durch Armeelieferungen während der Besetzung Ostpreußens durch die Russen im „Siebenjährigen Krieg“ (1756–1763) noch vergrößerte und teilweise in landwirtschaftlichem Grundbesitz anlegte. 1760 wurde er zum Stadtrat gewählt. Am 25.4.1763 ernannte ihn der preußische König Friedrich II. wegen „seiner Urschicklichkeit, seiner Wissenschaft und Kenntnis von Kommerziensachen, sowie seiner Redlichkeit zum preußischen Kommerzienrat mit Sitz und Stimme im Kommerzkollegium.“
Wegen Schwierigkeiten mit der Königsberger Kaufmannschaft gab er seine Handelsgeschäfte auf. Er wollte nicht auf den gewöhnlichen Stand eines Krämers absinken. Die Einfachheit und die Strenge gegen sich selbst waren allgemein bekannt wie auch das Wohlwollen gegenüber seinen Nächsten. Die edelste Tat, die er den Armen und Bedürftigen erwiesen hat, ist die am 10.10.1764 erfolgte Begründung des nach ihm benannten Armenhauses in Königsberg, das er mit 50.000 Gulden dotierte. Nach Fertigstellung übernahm er noch sämtliche Baukosten, so dass die gestifteten 50.000 Gulden ohne allen Abzug, nur zur Unterstützung der darin Unterzubringenden, dienen konnten.
Nach seinem Tode zerfiel der Besitz in 3 Teile. Es erhielten: Fritz von Fahrenheid die Kl. Beynuhnschen Güter und Angerapp. Frederike Charlotte von Fahenheid, verheiratet mit Siegmund von Bujack, Gr. Medunischken und Oschnagorren. Emile Henriette Frederike von Farenheid, verheiratet mit dem Pfarrer Dr. Voigdt an der Sackheimer Kirche zu Königsberg, die Dombrowkenschen Güter und Auerfluß mit Wollehlen.