Landratsamt

Dokumentation der Kreis- und Stadtverwaltung über den Kreis und die Stadt Angerapp (Ostpreußen)

Lüneburg, den 16.10.1958
Berichterstatter: Kurt Kakrow, Regierungs-Oberinspektor

Zur Dokumentation der Kreis- und Stadtverwaltung für das Bundesarchiv berichte ich über den Kreis und die Stadt Angerapp (Ostpreußen) für den Zeitraum von 1923 bis 1940.

Während dieser Zeit war ich Leiter der staatlichen Abteilung der Kreisverwaltung, am 1.3.1941 wurde ich zum Heeresdienst eingezogen. Da mir Unterlagen für meine Berichterstattung nicht zur Verfügung stehen, will Ich versuchen, an Hand der Kreiskarte aus der Kenntnis der örtlichen Verhältnisse und aus dem Gedächtnis das niederzuschreiben, was mir noch in Erinnerung ist. Die von mir angegebenen Zahlen sind geschätzt und bis auf die Angaben über die Schulen eher zu niedrig als zu hoch angegeben.

Blick von den "Treppen" – im Vordergrund Landratsamt
I a)

Die Jahre vor der Machtübernahme bis 1933, Partei – Politische Verhältnisse in Kreis und Stadt, Die Partei – Politischen Verhältnisse entsprachen der wirtschaftlichen Struktur in Kreis und Stadt. Bis zum Jahre 1935 dominierten sowohl im Kreistag und Kreisausschuss als auch in der Stadtverordnetenversammlung und Magistrat die Deutsch-Nationalen. Bei den Wahlen zum Kreistag und zur Stadtverordnetenversammlung hatten sich die sogenannten Rechtsparteien (die Deutsch-Nationalen und Deutsche Volkspartei) zu einem Vaterländischen Block zusammengeschlossen, um einer Zersplitterung der national eingestellten Bevölkerungskreise vorzubeugen. Das Wahlergebnis entsprach denn auch diesen Erwartungen und sah so aus, das vaterländische Block in den Kreis- und Stadtparlamenten die absolute Mehrheit hatte und die SPD ca. 1/3 der Parlamentssitze innehatte. Die demokratische und kommunistische Partei sind über den Charakter einer Splitterpartei sowohl in den Kreis. als auch in den Stadtparlamenten nicht hinausgekommen. So hatten nach meiner Erinnerung die Kommunisten einmal 2 Sitze Im Kreistag inne, waren aber Ende der zwanziger Jahre bin 1933 nicht mehr im Kreistag vertreten. Die demokratische Partei hatte es meiner Erinnerung nach zu mehr als 1 Sitz Kreistag gebracht. Die SPD war wohl immer mit 2 Sitzen In Kreisausschuss vertreten. In der Stadt war das Verhältnis das gleiche wie im Kreis. In den Stadtparlamenten Ist die KPD nie vertreten gewesen. Im Herbst des Jahres 1923 versuchten die Kommunisten mit den aus den Rheinland gebürtigen Delvendahl und Seibold einen Putschversuch, der von der Polizei niedergeschlagen werden konnte, Die von Gumbinnen alarmierte Reichswehr brauchte nicht mehr einzugreifen. Die Kommunisten haben seit dieser Zeit weder Im Kreise noch in der Stadt eine politische Rolle gespielt. Die NSDAP hat im Kreis nur sehr schwer Fuß fassen können. Es kam im Jahre 1929 zur Gründung der ersten Ortsgruppe in der Stadt Angerapp. Die NSDAP war bis 1933 weder in den Kreis- noch in den Stadtparlamenten vortreten.

I b)

Über die Betriebsgrößen und Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe vermag ich mangels vorliegender Unterlagen keine Angaben zu machen. Der Kreis Angerapp bestand zum größten Teil aus Großgrundbesitz und Besitzungen mittlerer Größe von ca. 300–1000 Morgen. Der Anteil bäuerlicher Betriebe von einer Größe von 30–300 Morgen war gering, er kann ca. 40 % betragen haben. Der Kreis war ein ausgesprochen landwirtschaftlich genutzter Kreis, in dem Industrieunternehmen wie Molkereien, Ziegeleien, Sägewerke, Mühlen und Milchzuckerfabrik in ihrer Mehrzahl als landwirtschaftliche Nebenbetriebe anzusehen waren. Die wirtschaftliche Lage der Landwirtschaft war durchweg als gut zu bezeichnen, da die Ertragsfähigkeit des Bodens als gut, im Westen, Nordwesten, Norden und Nordosten des Kreises als überdurchschnittlich zu bezeichnen ist. Im Südosten des Kreises, in der Gegend von Gahlen, hatte der Boden masurischen Charakter und war weniger ertragreich. Trotzdem hatten auch hier die Bauern recht gut gewirtschaftet und ihre Wirtschaftsweise auf diesen Boden eingestellt. Die wirtschaftliche und finanzielle Lage des Kreises und auch der Stadt, deren wirtschaftliche und finanzielle Lage von der Landwirtschaft abhängig war, war für den gesamten Wirtschaftszeitraum nicht nur als gesund, sondern als durchaus gut, ja wohlhabend zu bezeichnen. Irgendwelche Schwierigkeiten zur Ausgleichung des Kreis- und Stadtetats hat es nie gegeben, auch Steuerrückstände nennenswerter Art haben nie bestanden.

I c)

Landrat Willi Seroski früher Gerichtssekretär, dann Bürgermeister der Stadt Saalfeld in Ostpreußen, Mitglied der demokratischen Partei, kam nach dem Kapp – Putsch nach Angerapp und war bis Ende Februar 1933 Als Landrat tätig. Nach kurzer Amtstätigkeit des Regierungsassessors von Winterfeld von Ende April bis ungefähr Ende Mai 1933 als Landratsamtsvertreter, der sich durch die Art der Verhaftung des Rittergutsbesitzers Behm in Klewienen unmöglich gemacht und den Unwillen des größten Teils der Bevölkerung zugezogen hatte, wurde der Regierungsassessor Nikolaus von der Regierung Marienwerder nach Angerapp versetzt und gegen Ende des Jahres 1933 zum Landrat ernannt. Landrat Nikolaus war bis Herbst 1938 in Angerapp tätig und wurde anschließend in gleicher Eigenschaft Sensburg, Reg.-Bez. Allenstein versetzt. Sein Nachfolger wurde der Landrat den Kreises Schloßberg, früher Pillkallen, Uschdraweit, der diesen Posten bis zum Zusammenbruch innehatte. U. war bis zu seiner Ernennung zum Landrat des Kreises Schloßberg, Landwirt im Kreise Schloßberg und Kreisleiter der NSDAP dieses Kreises. Regierungsoberinspektor Kakrow, Leiter der landrätlichen Abteilung und Vertreter des Landrates vom 1.12.1923–28.2.1941. Kreisausschuß – Bürodirektor Franz Kramer, Leiter der Keiskommunalverwaltung seit 1912 bis zu seiner nachgesuchten Pensionierung im Jahre 1929. Sein Nachfolger wurde der damalige Leiter des Kreis-wohlfahrts- und Jugendamtes, Fritz Teske, der im Febr. 1934 verstarb. Nachfolger von Teske wurde der Damalige Bürgermeister und Amtsvorsteher Richard Kaiser, der auf Grund seiner Zugehörigkeit zur NSDAP diesen Posten erhielt, aber die vorgeschriebene Verwaltungsprüfung auf der Kommunal-Verwaltungsschule in Königsberg zu Beginn des Jahres 1936 ablegte. Kaiser war bis zum Zusammenbruch auf diesen Posten tätig.

Kreis-Wohlfahrts- und Jugendamt:
Leiter dieses Amtes war ein Kreisausschuß-Obersekretär Franz Müller von 1919 bis 1926. Müller schied nach rechtskräftiger Verurteilung wegen Veruntreuung aus dem Dienst des Kreises aus. Sein Nachfolger wurde Teske (s.o.). Nachfolger von Teske wurde der von der Kreisverwaltung Goldap versetzte Kreisoberinspektor Gustav Pilch, der diesen Posten bis zum Zusammenbruch innehatte.

Kreissparkasse:
Leiter der Kreissparkasse und Kommunalkasse war von 1919–1937 der Sparkassendirektor Alfred Feuerherdt, der wegen Krankheit und wohl auch wegen innerer Spannungen mit der NSDAP, sich frühzeitig pensionieren ließ, da F. der Sekte der 7-Tage Adventisten angehörte. Nachfolger von F‘. wurde der Sparkassen-Direktor August Roselieb der diesen Posten bis Kriegsausbruch innehatte, da er zu Beginn des Krieges zum Heeresdienst eingezogen wurde.

Kreisbauamt (Straßen- und Wegebauamt):
Kreisbaumeister Willi Kappe war bereits einige Jahre vor Ausbruch des l. Weltkrieges Leiter dieses Amtes. Er ist im Jahre 1941 verstorben. Der Posten ist bis zum Zusammenbruch nicht besetzt worden, Die Geschäfte dieses Amtes wurden vertretungsweise von dem Kreisbaumeister Schulte, Leiter des Kreiskulturamtes. wahrgenommen.

Kreiskulturamt:
Leiter dieses Anton war bereits vor Ausbruch den 1. Weltkriegen der Kreisbaumeister Hermann Schulte, der diesen Posten bis zum Zusammenbruch innehatte.

Stadtverwaltung:
Den Posten als Bürgermeister bekleidete ungefähr seit 1921/22 der frühere Kreissekretär den Kreises Militsch Ernst Schimkat bis Mitte des Jahres 1933. Sein Nachfolger wurde der Bürgermeister von Rhein/Ostpr., Horst Zachrau, der diesen Posten bis 1935 innehatte. Zachrau wurde in gleicher Eigenschaft in eine andere Stadt (meiner Erinnerung nach Riesenburg) versetzt, während sein Nachfolger, der Bürgermeister von Drengfurt, Günther Petry wurde, der diesen Posten bis zum Ausbruch des Krieges innehatte. P. ist Im Kriege als Oberstleutnant gefallen. Sowohl Zachrau als auch Petry sind auf Grund ihrer Zugehörigkeit zur NSDAP zu Bürgermeistern der Stadt berufen worden. Leitender Bürobeamter war bereits vor dem 1. Weltkrieg bis zum Zusammenbruch der Stadtobersekretär Otto Blanck. Leiter der Stadtkasse war lange vor Ausbruch des 1. Weltkriegen der Stadtkassenrendant Karl Kretschmer, der Im Jahre 1931 verstarb. Sein Nachfolger wurde der Stadtrentmeister Baumeister, der nach seinem Tode (ca. 1937) durch den Stadtrentmeister Dr. Fritz Meyer abgelöst wurde. Dr. M. war altes Mitglied der NSDAP und soll auch gefallen sein.

I d)

Ich kann mich heute nicht mehr daran erinnern, ob Planungen vor 1933 vorgelegen haben, möchte dieses aber in Bezug auf Chaussee- und Straßenbauten, die Durchführung der systematischen Drainagearbeiten und die Bildung von Drainagegenossenschaften bejahen, da Planungsarbeiten einen gewissen Zeitraum erforderten bevor die Maßnahmen zur Durchführung kommen konnten. So müssen z. B. m. E. die Planungs- und Vermessungsarbeiten für den Neubau der Chaussee von Gahlen-Hilpertswerder-Gleisgarben bis zum Anschluss nach Peterkeim nahezu fertig gewesen seine, da bereits im Jahre 1934 mit dem Bau dieser Chaussee durch den RAD begonnen wurde. Geplant waren ferner m. W. der Neubau des Kreiskrankenhauses und des Kreishauses. Der Nenbau des Kreiskrankenhauses ist Im Jahre 1934 begonnen und im Jahre 1935 beendet werden. Die Baukosten hatten ca. 300.000 RM betragen (s. auch unter Krankenhaus). In der Stadt war der Neubau einer Volksschule geplant, der aber erst in den Jahren 1936/37 ausgeführt wurde.

Blick auf die neue Stadtschule um 1936/37
II a)

Die Auswirkungen der Machtübernahme in der Personalpolitik der Kreis-und Stadtverwaltung oder auch von Angestellten, selbst von untergeordneter Bedeutung, vakant wurden durften diese nur mit Zustimmung der Kreisleitung mit Angehörigen der NSDAP besetzt werden. So wurden auch Im Zuge der Gleichschaltung durch die NSDAP alle Stellen der Amts- und Gemeindevorsteher (Bürgermeister), Standesbeamten und Wahlvorsteher mit Mitgliedern der NSDAP besetzt, insoweit nicht schon ein Teil von diesen inzwischen der Partei als Mitglied nach der Machtübernahme beigetreten waren. Die Umbesetzung hat wohl verschiedentlich zu Verärgerungen geführt. Ich kann aber sieht sagen, daß es zu Spannungen nennenswerter Art gekommen ist. So wurden auch alle Vereinsvorsitzenden und Obermeister der Innungen durch Mitglieder der NSDAP besetzt. Kreistag und Stadtverordnetenversammlung wurden abgeschafft und die Mitglieder des Kreisausschusses und des Magistrats von der Partei bestimmt. Durch diese Besetzung war der Einfluss der Partei, gewährleistet. Ich kann aber nicht sagen, dass die Partei unberechtigte gesetzwidrige Versuche, abgesehen von der Stellenbesetzung und Gleichschaltung, unternommen hat, um in die Verwaltungsangelegenheiten, die Aufgaben der Polizei und öffentlichen Einrichtungen einzugreifen. Es hat wohl auch hier oft verschiedentlich Verärgerungen gegeben, aber zu ausgesprochenen Spannungen haben diese nicht geführt. Ich möchte diese Angaben noch dadurch erhärten, dass während meinen Amtstätigkeit bis zum 28.2.1941 wegen parteischädigenden Verhaltens oder Verächtlichmachung der Partei oder Ihrer Mitglieder, keine Verfahren geschwebt hatten oder irgend jemand verurteilt worden ist.

II b)

Der Kreis war in zwei Gendarmerie-Abteilungen (Angerapp u. Trempen), 5 Gendarmerieämter und 15 Gendarmerieposten eingeteilt. Der Führer der Gendarmerie-Abteilung Angerapp war gleichzeitig Kreisführer. Seiner Abteilung unterstanden zwei Ämter mit je einem Meister und 6 Gendarmerieposten. Dem Abteilungsführer der Abteilung Trempen unterstanden 3 Gendarmerieämter mit je einem Meister und 9 Gendarmerieposten. 1 Gendarmeriemeister war ausschließlich für die Preisüberwachung tätig, er unterstand dem Kreisführer direkt. (Perrey). Die Sollstärke betrug:

a) 1 Kreis-und Abteilungsführer in Angerapp (Perrey).
b) 1 Abteilungführer in Trempen
c) 5 Gendarmeriemeister – für die Ämter Angerapp und Kleinlautersee (Abtlg. Angerapp) und für die Ämter Trempen, Kl. Beynuhnen und Sodehnen (Äbtlg. Trempen)
d) 15 Gendarmeriehauptwachtmeister bzw. Oberwachtmeister (zu jedem Gendarmerietamt gehörten außerdem Gendarmeriemeister und je 3 Gendarmeriebeamte)
e) 1 Gendarmeriemeister für die Preisüberwachung

Besondere Aufgaben waren der Polizei nicht zugeteilt. An militärischen Anlagen waren die Kasernen, die vor dem Weltkrieg für ein Infanterie-Bataillon ausreichten, vorhanden. Zu der Kasernen-Anlage gehörte ein Familienwohnblock, das Wachlokal, das als Wohnung für den Obersteuerinspektor umgebaut war, und das Standortlazarett, in dem sich das Finanzamt und die Wohnungen für den Finanzamtsvorsteher und dem Hausmeister befanden. Als militärische Anlage ist noch der Schießstand in der Gegend von Gembern (Mallenuppen) zu nennen. Nach dem 1. Weltkrieg war der 1. Kasernenblock (Südseite) zur Hälfte als Oberschule eingerichtet, während die andere Hälfte und der zweite Block als Wohnungen eingerichtet waren. Nach Einführung der Arbeitsdienstpflicht wurden diese 1 1/2 Blocks von einer Abteilung des RAD und einem Gruppenstab des RAD belegt. Nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht standen die Aufgaben der Wehrmacht in Vordergrund. So wurden die Verbände für die Verteidigung der Heimat aufgestellt, Befestigungs- und Verteidigungsanlagen im Kreise jedoch nicht gebaut. In Jürgenfelde wurde ein Feldflugplatz und zwischen Rösningen und Bidenteich an der Chaussee Angerapp – Goldap ein Tarnflughafen gebaut. Bis ins Kleinste vorbereitet wurde die Räumung des Kreises. Die Kreise in Ostpreußen waren in Räumungs-u. Bergekreise I, II. und III. Ordnung eingeteilt. Der Kreie Angerapp war Bergungskreis I für den Kreis Goldap und Räumungskreis II.

Teil der Kaserne – Fertiggestellt 1892

Diese Einteilung hatte zu bedeuten, dass bei drohender Gefahr der Feindbesetzung der Kreis Goldap sein gesamtes Räumungsgut in den Kreis Angerapp zu schaffen hatte, und bei weiterem Vordringen des Feindes das Räumungsgut des Kreises Goldap mit dem des Kreises zunächst in den Kreis Goldap zu bringen war. Sowohl die zu treffenden Maßnahmen der Bergung als auch die der gesamten Räumung waren bestimmt, die Marschwege für jeden Tag festgelegt die Quartiere und Ruhetage bestimmt, die Führer der Kolonnen eingeteilt, die Zahl der für die Räumung erforderlichen Eisenbahnwagen mit der Bahn abgesprochen, und die eingeteilten Räumungs- und Bergungskommissare bereits vor Ausbruch des Krieges von mir wiederholt in ihre Aufgaben eingewiesen. Wenn die Räumungsbefehle rechtzeitig oder überhaupt ergangen wären, hätte es zu dieser Katastrophe in Ostpreußen nie kommen können. Zusammenlegungen von Gemeinden haben auf Grund der Gemeindeordnung vom 30.1.1935 nicht mehr stattgefunden. Eine Zusammenlegung von Gemeinden hatte bereits bei der Auflösung der Gutsbezirke im Jahre 1927 stattgefunden. In den Jahren 1935/36 erfolgte lediglich die Umbenennung der Ortschaften mit fremdländisch klingenden Namen.

Die Auswirkungen der Machtübernahme in der Personalpolitik der Kreis-und Stadtverwaltung oder auch von Angestellten, selbst von untergeordneter Bedeutung, vakant wurden durften diese nur mit Zustimmung der Kreisleitung mit Angehörigen der NSDAP besetzt werden. So wurden auch im Zuge der Gleichschaltung durch die NSDAP alle Stellen der Amts- und Gemeindevorsteher (Bürgermeister), Standesbeamten und Wahlvorsteher mit Mitgliedern der NSDAP besetzt, insoweit nicht schon ein Teil von diesen inzwischen der Partei als Mitglied nach der Machtübernahme beigetreten waren. Die Umbesetzung hat wohl verschiedentlich zu Verärgerungen geführt. Ich kann aber sieht sagen, dass es zu Spannungen nennenswerter Art gekommen ist. So wurden auch alle Vereinsvorsitzenden und Obermeister der Innungen durch Mitglieder der NSDAP besetzt. Kreistag und Stadtverordnetenversammlung wurden abgeschafft und die Mitglieder des Kreisausschusses und des Magistrats von der Partei bestimmt. Durch diese Besetzung war der Einfluss der Partei, gewährleistet. Ich kann aber nicht sagen, dass die Partei unberechtigte gesetzwidrige Versuche, abgesehen von der Stellenbesetzung und Gleichschaltung, unternommen hat, um in die Verwaltungsangelegenheiten, die Aufgaben der Polizei und öffentlichen Einrichtungen einzugreifen. Es hat wohl auch hier oft verschiedentlich Verärgerungen gegeben, aber zu ausgesprochenen Spannungen haben diese nicht geführt. Ich möchte diese Angaben noch dadurch erhärten, dass während meinen Amtstätigkeit bis zum 28.2.1941 wegen parteischädigenden Verhaltens oder Verächtlichmachung der Partei oder Ihrer Mitglieder, keine Verfahren geschwebt hatten oder irgend jemand verurteilt worden ist.

II c)

Die Zahl der Arbeitslosen war um das Jahr 1932, gemessen an dem Wirtschaftsverhältnissen des Kreises und der Stadt recht erheblich. Sie betrug, soweit ich mich entsinne, über 1.000. Die Bautätigkeit war völlig zum Erliegen gekommen. Nach der Machtübernahme wurde die Arbeitslosigkeit beseitigt und die einzelnen Kreise wetteiferten, welcher Kreis zuerst die Beseitigung der Arbeitslosigkeit melden konnte. Ich bezweifele aber die Richtigkeit der ersten Meldungen. Seit dem Jahre 1935 gab es im Kreise keine Arbeitslosen mehr.

III

Über die Höhe der Haushalte und das Steueraufkommen des Kreises und der Stadt vermag ich nähere Angaben nicht zu machen. Ich erinnere mich nur, dass sich der Etat des Kreises vor Ausbruch des Krieges der Millionengrenze näherte. Über die Höhe das Staatszuschusses für die Oberschule in Angerapp wermag ich auch keine Angaben zu machen. Kostenträgerin der Oberschule waren der Kreis und die Stadt. Staatszuschüsse für Kreis und Stadt hat en nicht gegeben, da ihre finanzielle Lage gesund war. Die für die Volksschulen gewährten Ergänzungszuschüsse flossen in die Gemeindekasse. Die Zahlung dieser Zuschüsse wurde durch das Volksschul-Unterhaltungsgesetz geregelt.

IV

Die Mobilmachung lief nach den vorbereiteten Maßnahmen planmäßig und reibungslos ab. Der Aufbau des Ernährungs- und Wirtschaftsamtes war bereits vor Ausbruch des Kriege in personeller und sachlicher Hinsicht nach dem Mobilmachungskalender vollzogen, so dass diese beiden Ämter sofort mit ihrer Arbeit beginnen konnten. Die Zusammenarbeit mit den Militärischen Dienststellen war gut. Nach Räumung der Kaserne durch den ARD wurde diese durch die Wehrmacht belegt. So sind während des Krieges noch in der Nähe vom Bahnhof Angerapp West Baracken für ein Bataillon gebaut worden. Ich war aber zu dieser Zeit nicht mehr in Angerapp tätig. Gefangenenlager befanden sich in Angerapp und Rauben. Das Gefangenenlager in Angerapp war in der alten Volksschule, die vor dem Krieg als Berufsschule benutzt wurde, untergebracht. Dieses Lager war ausschließlich mit Gefangenen aus Frankreich, Belgien, England und Holland belegt. Es können ungefähr 60–100 Mann dort untergebracht gewesen sein. Diese Gefangenen wurden ausschließlich in Handels-, Gewerbe- und Handwerksbetrieben in der Stadt beschäftigt. Das Lager in Rauben war nur mit Russen belegt, die in dem Kreistorfwerk arbeiteten.

Das Lager war ungefähr 40 Mann stark. Der Landrat hat es mir einmal gezeigt, als ich in Urlaub war. Die genaue Zahl der in der Landwirtschaft beschäftigten Kriegsgefangenen vermag ich nicht mehr genau anzugeben; ich schätze aber, daß es 800–1.000 Mann gewesen sein müssen. Der Luftschutz war in der Stadt und im Kreise nach den Richtlinien den Luftschutsgesetzes organisiert, aufgestellt und ausgebildet. Während meiner Tätigkeit war der Luftschutz nicht eingesetzt. Er ist m.E. auch nicht mehr zum Einsatz gekommen, da die Stadt bei den Luftangriffen bereits geräumt war. Der Kreis und die Stadt waren auch mit Bomben- Evakuierten, meistens aus Berlin, belegt. Die Belegung fand aber erst statt, als ich zum Heeresdienst eingezogen war. Über die Bombenangriffe, Stellungsbauten gegen Kriegsende, Volkssturm und die Räumungsplanungen und -maßnahmen gegen Kriegsende kann ich nichts angeben. M. E. hätten die bereits vorhandenen Pläne für die Bergung und Räumung nur in personeller Hinsicht einer Überprüfung bedurft. Ich beziehe mich hierbei auf meine Ausführungen

Ehemalige Lederfabrik KI. Darkehmen um 1896
zu II b)

Wenn meine Angaben z. T. geschätzt sind, hoffe ich dennoch Ihnen mit meinen Ausführungen einige Ergänzungen und Bestätigungen für bereits vorliegende Ausführungen und Berichte gemacht zu haben. Beiträge zu meinen Bericht lieferten mir Herr Dr. Breyer und Herr Ernst Ehrlich, denen ich an dieser Stelle meinen besten Dank sagen möchte. Herr Dr. Breyer war Schlachthoftierarzt in Angerapp und Herr Ehrlich Sachbearbeiter für Fischerei, Jagd- und Wehrmachtangelegenheiten auf dem Landratsamt in Angerapp.

Nachtrag von Herrn Ehrlich
„Wir hatten wiederholt Bombenangriffe der Russen in der Stadt und im Kreise zu überstehen. Von Amtswegen oblag mir die Aufgabe, Anzahl der eingeflogenen Flugzeuge festzustellen und die Bombemschäden im Verein mit dem Kreisführer der Gendarmerie zu ermitteln, siehe z. B. Umhöfer, Gründann, ferner in Naujokon, Thalau usw. Es handelte sich meistenteils um Bombentrichter von 15–20 m Durchmesser und ca. 3 m Tief. Die Einflüge erfolgten des Nachts von einzeln fliegenden Maschinen (den sogenannten „Nähmaschinen“. Schäden wurden an Gebäuden und Viehbeständen festgestellt.“

Einzelne Daten

Abdeckerei

Die Abdeckerei gehörte kommunalrechtlich zur Stadt Angerapp. Sie lag ca. 1 1/2 km vor der Stadt Angerapp, hinter der Bahnstrecke Angerapp – Angerburg, an der Chaussee von Angerapp nach Gudwallen. Die Abdeckerei gehörte den Abdeckereibesitzer Spieshöfer, der auch im Besitze der Gerechtigkeit für den gesamten Kreis Angerapp war. Die Zahl der jährlieh anfallenden Tiere bew, über die Kapazität ist mir nichts Näheres bekannt.

Arbeitsdienst

Es waren vorhanden:
a) die männliche Arbeitsdienstlager in Angerapp Altheide und Gleisgarben und
b) die weiblichen Arbeitsdienstlager in Auerfluß.

Es haben gebaut:
Da Arbeitsdienstlager in Angerapp, die Chaussee von Großragauen über Klein-Ragauen, über den Kallner Höhenzug nach Ballethen zu dem Anschluss der Chaussee Bruderhof – Ballethen. Das Arbeitsdienstlager führte ferner Gemeindewegebauten und systematische Drainagearbeiten einiger Drainagegenossenschaften aus.

Träger der Vorhaben waren:
a) für die Chaussee der Kreis
b) für die Gemeindewegebauten die betreffende Gemeinde,
c) für die Drainagearbeiten die in Frage kommenden
d) Drainagegenossenschaften
e) das Arbeitsdienstlager in Altheide

Die Chaussee von Kl. Angerapp über Meßken durch den Altheider Forst bis zur Angerburger Kreisgrenze bis zum Anschluß nach Benkheim.

Arbeitsdienstlager in Gleisgarben:
Träger für die Chausseearbeiten war jeweils) Die Chaussee von Gahlen über Jagotischen Gleisgarben zum Anschluß Peterkeim nach Masutschen zur Reichsstrasse Insterburg-Angerapp-Goldap.

Das weibliche Arbeitsdienstlager in Auerfluß.
Die Belegschaften dieses Lagers waren in der Hauptsache bei den Siedlern in Auerfluß eingesetzt und arbeiteten teils in den Haushalten, wurden aber auch zu Feldarbeiten (Ernteeinsatz) in den Siedlerbetrieben herangezogen.

Altersheime

a) Das städt. Altersheim – in der Stadt Hospital genannt – lag an der Chaussee von Angerapp nach Menturren, unmittelbar hinter dem Kantorgarten, auf der linken Seite der Straße. Das Heim war 1 1/2-geschossig und ca. 10–12 m lang. In dem Heim sollen ca. 20 Personen untergebracht gewesen sein.

b) Des Kreis-Feierabendhaus, am Bahnhof Angerapp West gelegen, war 2-geschossig und ca. 30 m lang. Die Belegungsfähigkeit ist mir nicht mehr bekennt. Ich weiß aber, dass das Haus einen Hausverwalter (Sunkel) mit einer Hausverwalter – Wohnung hatte.

Westbahnhof
Apotheken

Es waren vorhanden: In Angerapp zwei und je eine in Sodehnen und Trempen. Fleischer und Dühr.

Amtsgericht

Das Amtsgericht stand im Eigentum des deutschen Staates (Justiz-Fiskus). Es war mit zwei Richtern und dem dazugehörigen Personal, einschließlich Gerichtskasse, Grundbuchamt und Gerichtsgefängnis.

Büchereien

An Büchereien sind zu nennen: Die Stadtbücherei, die Kreisbücherei, die Buchhandlung Kniep mit Leihbücherei. Über die Zahl des vorhandenen Buchbestandes kann ich auch keine Angaben mehr machen, da mir die Einzelheiten entfallen sind.

Brennereien

Es gab die Brennereien in Klein-Angerapp und Gruneyken. Die Brennerei von Klein-Angerapp stand im Eigentum der Gutsverwaltung von Klein-Beynuhnen, die das Gut Klein-Angerapp an den Landwirt Kösling verpachtet hatte. Die Brennerei Gruneykon gehörte dem Gutsbesitzer Schrang in Gruneyken. Uber die Kapazität und die Brenngerechtigkeit ist mir nichts Näheres mehr bekannt da die Brennereien der Zollverwaltung unterstanden.

Beamten-Wohnungsbauverein Angerapp

Der Verein bestand ungefähr seit dem Jahre 1912, er besaß im ganzen acht Wohnhäuser, die sämtlich in der Lindenstraße gelegen waren und eines in der West-Bahnhofstraße, links neben dem Bahnmeisterdienstgehöft gelegenen Bauplatz, auf dem der Bau eines 4–6 Wohnungen großen Neubaues mit Garagen geplant war; mit einem für jede Wohnung vorgesehenen Garten von 200 qm.

Haus 1
Das ungefähr im Jahre 1912 gebaute Wohnhaus hatte:
3 vier-Zimmer-Wohnungen mit Mädchenkammer,
5 drei-Zimmer-Wohnungen,
8 zwei-Zimmer-Wohnungen,
Dieses Haus hatte ferner 2 Waschküchen und eine Wäschemangel.

Haue 2
Dan ungefähr in Jahre 1921 erbaute sogenannte Postbeamten-Haus hatte 8 zwei-Zimmer-Wohnungen.

Haus 3
Das im Jahre 1922/23 erbaute Wohnhaus hatte 
2 zwei-Zimmer-Wohnungen,
8 drei-Zimmer-Wohnungen,
2 vier-Zimmer-Wohnungen.

Haus 4
Das im Jahre 1937 erbaute Wohnhaus hatte 4 Wohnungen zu je 3 1/2 Zimmer. Auf den Hof dieses Grundstückes standen noch ein Stallgebäude, dass 2 Garagen, 2 Waschküchen und einen Stallraum für je 28 Familien enthielt.

Haus 5
Das im Jahre 1928 fertiggestellte Wohnhaus hatte 4 Wohnungen zu 3 1/2 Zimmer. Auf dem Hof dieses Grundstückes stand ebenfalls ein Stallgebäude mit 2 Waschküchen, einem Stallraum für 10 Familien (jedoch ohne Garagen). Diese zu 1–5 genannten Wohnhäuser hatten Ofenheizung und waren modern ausgestattet, sie hatten neben den o.g. Wohnräumen noch eine Küche Speisekammer Spülklosett und Badeeinrichtung. Außerdem gehörte zu jeder Wohnung eine Gartenfläche von 200 qm.

Zu Haus 1 gehörte außerdem eine ca. 600 qm große Rasenfläche als Wänschebleiche. Für die Häuser 2, 3, 4 und 5 war ebenfalls eine ca. 800–1.000 qm große Rasenfläche als Wäschebleiche vorhanden. Der Verein besaß außerdem noch eine Ackerfläche von weiteren 1.000 qm, die an die Mitglieder des Vereins in Einzelparzellen verpachtet war, weil diese Fläche sich zur Bebauung nicht eignete.

Im Jahre 1934/35 wurden die Häuser 6, 7 und 8 erbaut, von diesen hatte:
Haus 6 – 4 Wohnungen zu 3 Zimmern,
Haus 7 – 6 Wohnungen zu 2 Zimmern,
Haus 8 – 4 Wohnungen zu 3 Zimmern,
1 Wohnung zu 2 Zimmern.
1 Wohnung zu 1 1/2 Zimmern.

Diese 3 letztgenannten Häuser hatten Zentralheizung die von einem angestellten Hausmeister, der eine Wohnung in Haus 7 bewohnte, bedient wurde. Für diese 3 Häuser war eine gemeinsame Kesselanlage für die Zentralheizung in Haue 8 vorhanden. Zu diesen Wohnungen gehörte ebenfalls eine Gartenfläche von ca. 200 qm für jeden Mieter, und eine ebenfalls ausreichende Bleiche für alle Familien. Die Größe dieser Fläche vermag ich aber heute nicht mehr anzugeben. Die Wohnungen in Haus 6, 7 und 8 waren ebenfalls neuzeitlich eingerichtet und hatten Küche, Speisekammer, Bad und Spülklosett. Ferner gehörte zu allen Wohnungen der Häuser 1–8 ein ausreichender Keller und Bodenraum.

Außer den bereits genannten Hausmeister, dem neben der Bedienung der Zentralheizung auch die Straßenreinigung und das Beschneiden der Hecken usw. übertragen war, hatte der Verein noch einen angestellten Hausverwalter, der eine Dienstwohnung im Haus 1 innehatte..

Bauhöfe

Als nennenswerte Bauhöfe wären die von:
Woywod, Angerapp
Schindler, Angerapp
Bagus, Sodehnen
Kleischmann, Trempen
Gebr. Sprang, Ströpken aufzuführen.

Erwähnen könnte man noch den Bauhof der Brunnenbaumeister Gebr. Bouchard/Buschard, da sie die einzigen Brunnenbauer des Kreises waren und eine Reihe von Wasserversorgungsanlagen auf den Gütern des Kreises angelegt haben.

Chausseen

Der Kreis hatte ein sehr gut ausgebautes Straßennetz an Reichs-, Provinzial- und Kreisstraßen. In der Kreiskarte sind die weiter ausgebauten Reichsstraßen von Meßken nach Benkheim und von Gut Waldkerme über Berglingen nach Ramlingen zur Reichsstraße Nordenburg-Angerburg nicht eingezeichnet, ebensowenig die Fortführung der Kreis-Chaussee von Groß-über Klein-Ragauen, über die Kallnerhöhen nach Ballethen. Die Gemeindewege befanden sich ebenfalls in einem sehr guten Zustand. Beinahe 80 % aller Ortschaften waren, soweit sie nicht an Chausseen und festen Straßen gelegen waren, durch ausgebaute Gemeindewege an das feste Straßennetz angeschlossen. Über die Länge der Straßen, aufgegliedert nach Reichsstraßen, Provinzialstraßen, Kreisstraßen und Gemeindewege, sowie über die Straßenbaulast des Kreises, vermag ich heute keine näheren Angaben zu machen. Mir ist noch in Erinnerung, dass die gesamten Straßenbau- und Unterhaltungekosten in einem Jahre ca. 50–60 % des Kreisetats betragen haben.

Domänen

An staatlichen Domänen sind die vom Staat selbst bewirtschafteten Domänen von Jürganfelde und Uhlenhorst, und die staatsseitig verpachteten von Königsfelde (Pächter Helbing). Grasgirren (Pächter Lippold) und Kohlau (Pächter Brockmann) zu nennen. Das Landgestüt Gudwallen war nach seiner Auflösung zuerst als Domäne bewirtschaftet und später dem Wehrfiskus übergeben worden, der dieses als Remonteamt eingerichtet hatte.

Dampfwalzenpark

Zum Dampfwalzenpark das Kreiges gehörten außer der Dampfwalze der Unterkunftswagen für die Bedienung, ein Steinbrecher, ein LKW und zwei Pferde mit Wagen.

Forstbesitz

Über den gesamten Privatforstbesitz und Forstbesitz kann ich genaue Angaben nicht mehr machen, ich weiß aber, das an größerem privaten Waldbesitz folgende zu nennen sind:
1. von Fahrenheidt, Klein Beynuhnen, ca. 6.000 Morgen
2. von Sanden, in Sandern, ca. 4.000 Morgen (Launingken)
3. Voigt, Eibenburg (Dombrowken), ca. 1.000 Morgen
4. von Saucken Warnheide, ca. 600 morgen
5. von Saucken Julienfelde, ca. 500 Morgen
6. Rabe, Ernstburg, ca. 500 Morgen.

Einen Waldbesitz hatten beinahe alle größeren Güter und größeren landwirtschaftlichen Betriebe den man aber nicht als Forstbesitz ansehen kann. An staatlichem Forstbesitz ist die im NNW des Kreises gelegene Försterei Junkhof, das Forstamt Karlswalde, – das Forstamt lag im Kreise Insterburg – und im Süden des Kreises der staatliche Forstgutsbesitz Altheide (Skallischen) des Forstamtes Heydtwalde – das Forstamt Heiydtwalde lag im Kreise Angerburg – mit den Förstereien Altheide (Skallischen), Angerapp, Schleuse, Minte, Stollberg, Pfeil, Klein Jahnen zu nennen. Nähere Angaben über den staatlichen Forstbesitz werden sicherlich noch lebende Forstleute machen können.

Feuerwehren

Die Feuerwehren waren auf freiwilliger Basis aufgebaut, d.h. es gab nur freiwillige Feuerwehren, die nach meiner Erinnerung in Angerapp, Almenthal, Friedrichsberg, Grasgirren, Karpowen, Konradshof, Kleinlautersee, Trempen, Marienwalde, Sodehnen stationiert und alle mit Motorfahrzeugen und Motorspritzen ausgerüstet waren. Jede Wehr verfügte über ein eigenes Spritzenhaus, das jeweils im Eigentum der betreffenden Gemeinde stand.

Finanzamt

Das FA war im ehemaligen Standort-Lazarett untergebracht. Zur Belegschaft des Finanzamtes gehörten 20–25 Beamte und Angestellte mit einem Regierungsrat als Vorsteher. Die Verwaltung der früheren Kaserne und der hierzu gehörenden Nebengebäude und Ländereien (Schießplatz) unterstanden dem Finanzamt direkt, so dass hierüber keine näheren Angaben gemacht werden können. In dem nach Süden (in Block 1) gelegenen Teil war die Stadt-Realschule (Oberschule) mietweise untergebracht.

Gewerbliche Betriebe

Außer allen handwerklichen Betrieben, die in Stadt und Land waren, wären besondere aufzuzählen:
– Windmühle Ballethen (Besitzer Voigt)
– Windmühle Bruderhof (Scherrewisshken) (Besitzer Haßler)
– Mühle Trempen (Name unbekannt )
– Mühle Dumbeln (Name unbekannt)
– Molkereigenossenschaften in Angerapp (mit Zweigstelle in Brassen) und in Warnheide (mit Milchzuckerfabrik) ferner die Privatmolkereien in Trempen, Skirlack, Sodehnen, Grieben, Sillenfelde und Groß-Illmen.

Als einer der größten Gewerbebetriebe ist ferner der von den Gebr. Pietsch in Angerapp, mit Landmaschinenhandel, Reparaturwerkstatt und dem Handel mit Rundfunkgeräten zu nennen. Pietsch unterhielt ferner das größte Auslieferungslager im Kreise an Ölen, Treib- und Heizstoffen aller Art.

Um 1932
Gewässer

Die Angerapp (Aalfluß) durchfließt den Kreis in einer Länge von 45 km. Sie ist äußerst fischreich, besonders gut war der Bestand an kapitalen Hechten, Aalen, Welsen sowie Quappen, Nasen, Barben, Döbeln, Barschen, Karpfen, Neunaugen und Plötzen (Hechte bis 30 und Welse bis 100 Pfund und darüber). Die Fischereinutzung stand den Anliegern zu. – Nebenbei möchte ich noch erwähnen, dass Wiechert in den letzten Jahren vor der Flucht das Fischereirecht der Anlieger in den Grenzen des früheren Amtes Gudwallen – Launingken bis Krauleidschen – also an der Westseite des Kreises gelegen – auf Grund eines Privileges: „dem Müller in Darkehmen wird die Fischerei und der Aalfang bei der Mühle“ zugestanden wurde. Seinem Antrag gemäß hat das Gericht die Fischerei in den Grenzen das Amtes Gudwallen ausgedehnt. Die meisten Anlieger des Kreises, ca. 70 %, hatten Ihre Fischereirechte an den Fischereiverein Darkehmen verpachtet. Der Verein lieferte Naturalpacht. Der Verein zählte ca. 120 Mitglieder. Aus den Beiträgen wurde der größte Teil zur Beschaffung von Fischbrut verwendet.

Blinker-/Uschblenkersee
Größe 120 Morgen. Eigentümer: Paul Mehl Uschblenken zu 4/5, Friedrich Groszjean, Uschblenken zu 1/5. Sehr Fischreich. Guter Besatz an Hechten, Aalen, Barschen, Karauschen, Schleien, Plötzen und Rotfedern. Nutzung erfolgte durch die beiden Anlieger.

Brettkener/Bretschkehmersee
Größe ca. 140 Morgen. Eigentümer: 80 Morgen Landwirt Spauschus, Brettken. 20 Morgen gehörten den anderen Anliegern. Besatz: Hechten, Aalen, Barschen, Karauschen, Schleien, Plötzen; Eigentümer nutzten die Fischerei.

Bruderhofer/Scherrewischkersee
Größe 60 morgen. Eigentümer: Kalweit und Guddat, Scherrewischken, je zur Hälfte. Mittlerer Besatz: Hechte, Schleie, Barsche, Rotfedern und Plötze. Der See war dem Fischereiverein Darkehmen verpachtet. Der Verein zahlte Pachtgeld (Höhe nicht mehr bekannt).

Köskeimer See
Größe ca. 25 Sorgen. Eigentümer Ellmer, Köskeim. Besatz mäßig; Hechte, Schleie, Karauschen, Barsche, und Plötze Eigentümer nutzte Fischerei selbst. Lautersee (Szabiener See) Der See war ca. 150 Morgen groß und stand im Eigentum des Milhlenbesitzern Kremp in Kleinlautersee (Klein Szabienen). Der See war meines Wissens angestaut und K. betrieb mit dieser Wasserkraft eine Wassermühle. Fischbestand, Art der Nutzung unbekannt. K. nutzte Fischerei selbst.

Linnemarker (Schaugster) See
Größe ca. 30 Morgen. Urgewässer (schwimmender Boden). Eigentümer Emil Schlefske, Schaugsten. Mittlerer Besatz: Hechte, Schleie, Karauschen, Barsche. Der See war verpachtet. Pacht 30,– RM jährlich.

Kleschauer (Kleschower) See
Größe ca. 200 Morgen. Eigentümer: Sperber, Kleschowen. Hauptsächlicher Besatz: Aale, der See war an den ehemaligen Lehrer Schneider oder Lamprecht verpachtet. Pachtverhältnis unbekannt, Naturalpacht ist hier wohl anzunehmen (stark verlandet).

Stiller See
Größe ca. 80 Morgen. Eigentümer: Farenheid, Beynuhnen. Besatz: Hechte, Schleie, Karauschen, Barsche, reichliches Vorkommen von Krebsen. Pächter war der Gastwirt vom Stillen See Kemesies. Pachtverhältnis unbekannt.

Zedmar See
Größe ca. 150 Morgen. Eigentümer von Farenheid Beynuhnen. Mittlerer Besatz: Hechte, Schleie, Karauschen, Barsche und Plötze. Der See war an den Fleischbeschauer Mickelun verpachtet. Er lieferte Naturalpacht.

Hausgrundstücke

Grundstücke des Kreises:
1. Das Kreishaus (s. u. Kreishaus)
2. Die Landratsvilla
3. Das alte Krankenhaus
4. Das neue Krankenhaus mit Schwesternheim (s. Bericht)
5. Das Feierabendhaus (siehe Altersheim)

Landratsvilla ist m. W. im Jahre 1913 erbaut worden. Nähere Einzelheiten – über diegenaue Größe – wird der z. Zt. noch lebende Landrat Uschdraweit machen können. Das alte Krankenhaus wurde, nachdem das neue, dass im Jahre 1935 erbaute Krankenhaus in Betrieb genommen wurde, als Bürohaus genutzt. Mir ist nicht bekannt, welchen Wert das alte Krankenhaus haben kann. Das Kreisarbeiterhaus bestand aus 4 Familienwohnungen. Es gehörte zu diesem Haus ein Stallgebäude mit einer Wagenremise und einem Pferdestall für zwei Pferde. Das ungefähr Im Jahre 1926/27 erbaute Kreissparkassengebäude war 3-geschossig. Im Erdgeschoß war die Kasse, im Kellergeschoß der Tresorraum mit Aktenräumen, während sieh in der ersten Etage die Wohnung des Sparkassendirektors befand, die m. E. 5 Zimmer hatte. Sie war auf das modernste eingerichtet. In der ersten Etage, neben der Wohnung des Spark-Dir., befand sich ein Sitzungszimmer, in dem die Vorstandssitzungen abgehalten wurden. In der zweiten Etage befand sich eine 4-Zimer große Mietwohnung und eine 2-Zimmer große Wohnung für den Hausmeister und Kassenboten. Der Hausmeister und Kassenbote hatte auch gleichzeitig die Zentralheizung zu versorgen.

Das 1934 erbaute Kreiskrankenhaus / Fritz-Schaudinn-Krankenhaus
Heimatmuseum

Das Heimtmuseum war in der alten Volksschule untergebracht, die dem Wohnhaus des Spediteurs Spieshöfer gegenüber lag. Die Museumsstücke waren von der Heimatmuseum Angerapp zusammengetragen und in dem dortigen Museum untergebracht worden. Ob dieses alte Schulgebäude noch im Eigentum des Gesamtschulverbandes Angerapp oder der Kirchengemeinde Angerapp stand, vermag ich auch nicht mehr zu sagen. Ich weiß auch nicht, welche Vereinbarungen mit dem Heimatverein getroffen worden waren. Über den Wert und die Art der Saumlungen wird der noch lebende, frühere Vorsitzende des Vereins, Dr. Maas, Angaben machen können. Seine Anschrift ist mir nicht bekannt.

Industrielle Anlagen

An solchen waren vorhanden:
1. Die Mahl- und Schälmühle Wiechert mit Stauwehr und Kraftwerk in Angerapp, das noch elektrischen Strom an das Überlandwerk und die Stadt Angerapp abgab. Die Mühle Wiechert ist mit eine der größten Industrieanlagen seiner Art der Provinz Ostpreußen gewesen.
2. Maschinenfabrik und Eisengießerei Hohnskamp, Angerapp.
3. Sägewerk Maureschat, Schimmelhof
4. Kl. Beynnhnen, von Farenheid
5. Julienfalde, von Saucken
6. Sanden, von Sanden
7. Stauwehr und. E-Werk Sanden, von Sanden
8. Fleischkonservenfabrik Leitzke, Trempen.

Das E-Werk von Sanden, das durch ein Stauwehrk in der Angerapp betrieben wurde, lieferte den Strom lediglich für die Betriebe des Landwirts von Sanden. Nähere Angaben über vorhandene Gatter und Kapazität der Sägewerke kann ich heute nicht mehr machen.

Jugendheim

In Klein-Beynuhnen, an der Straße von Bahnhof KI. Beynuhnen nach Stroppau (Kunigehlen) war ein Jugendheim durch den Kreis errichtet vorden, dass zu damaliger Zeit der HJ zur Verfügung gestellt wurde. In den anderen Teilen des Kreises wurden als Jugendheime die Schulen benutzt. Kiesgruben Eigene Kies- und Sandgruben und Steingewinnungsanlagen für den Straßenbau besaß der Kreis nicht. Er hatte lediglich das Ausbeutungsrecht bei verschiedenen Kies- und Sandlagern erworben.

Kraftwagen

An Kraftwagen besaß der Kreis:
1 Mercedes Kabriolet 1,2 1
1 Opel PKW 1L
1 Mercedes Lkw, der zum Dampfwalzenpark gehörte,
und 1 Krankentransportwagen, der erst im Jahre 1939 angeschafft wurde. Marke und Anschaffungspreis sind mir nicht bekannt. Ferner besaßen einen Privat-Kraftwagen der Landrat, der Regierungsoberinspektor, der Kreisbaumeister Kappe und der Kreisbaumeinter Schulte. Der Dienstwagen des Gendarmerie – Kreisführers war Eigentum des Staates; es war ein 4-Sitzer Stoewer mit luftgekühltem Motor.

Kreishaus

Das Kreishaus war ein alter 2-geschossiger Fachwerkbau, an der Straße von Angerapp nach Goldap, direkt an der Angerapp in einem großen Garten – Anlage gelegen. Das Haus soll zurzeit Friedrich des Großen erbaut worden sein und zuerst als Weberei gedient haben. Das Haus stand unter Denkmalschutz. In ihm waren zunächst alle Dienststellen der staatlichen und kommunalen Kreisverwaltung untergebracht. Mit zunehmender Verwaltungsarbeit und Vergrößerung des Personalbestandes, waren später einige Abteilungen der Verwaltung im alten Krankenhaus untergebracht. Die Kreiskommunalkasse war in einem Privathaus (in der Schulstraße) untergebracht. Im Kreishaus selbst können ca. 30 Büroräume gewesen sein. In ihm befand sich ferner die Hausmeisterwohnung, die aus 3 Zimmern und Küche bestand.

Schulstraße
Kreissiedlung

Im Kreis bestand die Kreissiedlungsgesellschaft Koblenz GmbH, bei der der Kreise finanziell beteiligt war. Die Gesellschaft hatte größere Siedlunge in Angerapp, Trempen, Kleinlautersee und Eschingen erbaut. Es ist möglich, dass auch noch in anderen Orten des Kreises kleinerer Siedlungsbauten ausgeführt worden sind. Die Straßenmeister von Kleinlautersee und Trempen wohnten in Häusern, die von dieser Gesellschaft errichtet worden waren, ob aber die Häuser in Kleinlautersee und Trempen den Straßenmeistern gehörten oder von der Gesellschaft an diese vermietet waren, weiß ich nicht.

Gendarmerie-Gehöfte

Staatliche Gendarmerie-Gehöfte waren:
KI. Beynuhnen 1930, Christiankehmen 1922, Friedeck 1934, Gahlen 1922, Gembern 1934, Halweg 1926. Wenken 1927, Schiedelau 1930, Sillenfelde 1930, Sillenfelde 1927, Sodehnen 1932, Warnheide 1952, Wiecken 1930, Wittbach 1934.

Die Jahreszahlen hinter den Namen sollen das ungefähre Baujahr angeben, in dem die einzelnen Gehöfte errichtet worden sind. In Staatsseitig angemieteten Wohnungen waren folgende G-Posten untergebracht: Ballethen, Eschingen, Gudwallen, Kleinlautersee, Trempen I, Trempen II.

Die Beamten von Eschinegen, Kleinlautersee und Trempen I waren in den der Kreissiedlungsgesellschaft Koblenz GmbH gehörigen Wohnungen untergebracht. Der Kreisführer, der Abteilungsführer in Trempen und die in der Stadt Angerapp stationierten Beamten hatten ihre Wohnungen privat gemietet.

Rathaus

Zum städtischen Besitz gehörten:
Das Rathaus, das Wasserwerk, der Schlachthof, (s. dort), das Altersheim (s. dort), der Friedhof, die Badeanstalt, die Sportplatzanlage (mit Wohnung für den Sportwart). Nennenswerten Landbesitz besaß die Stadt m. E. nicht.

Das Rathaus war 2-geschossig, an dessen Südseite das Polizeigefängnis mit dem Feuerwehrdepot angebaut war. Das Rathaus war ca. 20 m lang und ca. 10–12 m tief. Im Erdgeschoß waren links die Stadtkasse und das Dienstzimmer des Bürgermeisters und rechts die Polizeiwache und das Polizei-Büro untergebracht. Im Obergeschoß befanden sich auf der linken Seite der Sitzungssaal und das Dienstzimmer des Standesbeamten, in der Mitte das Geschäftszimmer der Stadtverwaltung und auf der rechten Seite die Wohnung des ersten städt. Polizeibeamten, die aus drei Zimmern und Küche bestand. Spülklosett befand sich m. W, nicht in der Wohnung. Nähere Angaben über den Wert des Rathauses, Wasserwerkes, des Altersheimes, das Friedhofes, der Badeanstalt und des Sportplatzes vermag ich nicht zu machen. Der von 1922–1933 tätig gewesene Bürgermeister Schimkat lebt noch in Hildesheim. Er wird sicher in der Lage sein, alle die Stadt betreffenden – auch über die Höhe des Etats- machen zu können.

Neue Badeanstalt mit Blick über die Angerapp zur Goldaper Chaussee
Schlachthof

Der Schlachthof ist ungefähr im Jahre 1900 erbaut worden, er bestand aus dem Schlachthaus, einer neuen Kühlhalle, den Stallungen, der Waage, einem Abstellraum, dem Seuchenschlachtraum, dem Kaldaunenverarbeitungsraum, der Wohnung dem ersten Schlachthofarbeiters, der Wohnung des Schlachthofverwalters, der auch gleichzeitig Fleischbeschauer war, den Aborten und dem Kühlraum. Im Schlachthaus konnten zu gleicher Zeit 4 Rinder und 20 Schweine geschlachtet werden. Diese Tiere konnten aufgehängt und auf Laufkatzen weitergeschoben werden. Es sind während der Hausschlachtungen im Winter täglich bis zu 12 Rinder und 100 Schweine geschlachtet worden. Der Wert der Anlage hat vor Ausbruch des Kriegs ca. 100.000 RM betragen.

Schulen

Es waren vorhanden:
a) die Oberschule in Angerapp, ausgebaut bis zur mittleren Reife (Vermerk Pauluhn; nein, nur bis zur Obertertia). Sie war mietweise untergebracht in der Südseite den 1. Kasernenblocks in 3 Etagen. Träger der Schule waren der Kreis und die Stadt Angerapp. Über die Höhe des der Schule gewährten Staatszuschusses vermag ich heute keine Angaben mehr zu machen.
b) Die Volksschule mit Turnhalle. Die Volksschule ist ungefähr im Jahre 1936/37 erbaut worden. Sie war eine nach den neuesten Erfahrungen auf dem Gebiet des Erziehungswesens erbaute Schule mit allen erforderlichen Nebenräumen (wie Physik, Chemiezimmer und Lehrküche und mit einer Aula im ausgebauten Dachgeschoß). Träger der Schule war der Gesamtschulverband Angerapp, zu dem außer der Stadt, die mit ca. 90 % der Gesamtunterhaltungskosten beteiligt war, noch die Gemeinden Menturren, Schimmelhof und Jungferngrund gehörten. Gastschüler kamen aus Ströpken und Schimmelhof. Die neben der neuen Schule stehende Turnhalle war ungefähr im Jahre 1930 erbaut worden. Ob die Turnhalle die Stadt Angerapp allein gebaut hat, oder ob auch hier der Gesamtschulverband Angerapp Kostenträger war, weiß ich heute nicht mehr, möchte to aber annehmen.
c) die 4-klassige Volksschule in Trempen,
d) die 3-klassige Schule in Kleinlautersee,
e) die 2-klassigen Schulen in Ballethen, Christiantkehmen, Eibenburg, Elken, Friedrichsberg, Gahlen. Gembern, Grieben, Gr. Beynuhnen, Großmedien. Gr. Skzirlack, Gudwallen, Hallweg, Jürgenfelde, Karpauen, Kleschauen, Kurschen, Sanden, Schönfels, Sodehnen, Wilhelmsberg, Wittbach.
f) 1-klassige Schulen in: Albrechtau,Albrechtshof, Almenthal, Altsauswalde, Altthalau, Auerfluß, Balsken, Berglingen, Brettken, Bruderhof, Dachshausen, Dingelau, Eschingen, Friedeck, Golzaue, Griedwalde, Grimmen, Gr. Bachrode, Gr. Grobienen, Gr. Illmen, Gr. Jahnen, Gr. Ragauen, Gr. Sobrost, Grünsiedel, Gudwainen, Julienfelde. Kanden, Kannen, Karkheim, Kermen, Königsgarten, Konradshof, Kreuzhausen, Lopinnen, Meßken, Peterkeim, Ramfelde, Rauben, Rogalwalde, Runden, Schiedelau, Sillenfelde, Stillheide, Stroppau, Uhlenhorst, Wiecken. Mit Ausnahme der Schulgemeinden Albrechtshof, Almenthal, Eschingen, Jürgenfelde, Kermen, Konradshof, Rogalwalde, Uhlenhorst und Wilhelmsberg, die einen eigenen Schulverband bildeten, waren allen übrigen Schulen zu Gesamtschulverbänden zusammengeschlossen.

Die 1931 erbaute Turnhalle

In allen Schulgebäuden befanden sich Wohnungen für den ersten oder alleinigen Lehrer. In den 2-2-klassigen Schulen waren Wohnungen für den 2. Lehrer oder Lehrerin als Wohnung für eine unverheiratete Lehrkraft vorgesehen. Lediglich die Schule Sodehnen bildete eine Ausnahme, weil in ihr eine Wohnung für eine verheiratete Lehrkraft eingebaut war. In der 3-klassigen Schule in Kleinlautersee befanden sich im Schulgebäude die 3 Klassenzimmer, die Wohnungen für den 1. Lehrer und die dritte Lehrkraft, während für den zweiten Lehrer ein früheres Bauerngrundstück als Dienstwohnung angekauft war. Alle Lehrerstellen waren mit Land (zwischen 4 und 20 Morgen) dotiert. Die Landdotation für die sogenannten Kirchschulen war größer ausgelegt. So betrug z. B. das dem Lehrer zugewiesene Dienstland in Kleinlautersee ca. 75 Morgen. Soweit mir noch bekannt, ist er der einzige Präzentor des Kreises gewesen, der das Land selbst nutzte, während die anderen Präzentoren ihre Ländereien verpachtet hatten. Die Schule in Grießwalde besaß weder ein eigenes Schulgebäude noch Lehrerdienstland, sie war erst kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges gegründet worden. Der Unterricht in Grießwalde wurde in einem gemieteten Klassenraum eines Bauernhauses abgehalten. Der Neubau der Schule war beschlossen und sollte nach Beendigung des Krieges ausgeführt werden. Alle Schulen befanden sich in einem sehr guten baulichen Zustand, da für die Unterhaltung der Gebäude und ihre Modernisierung viel getan wurde.

Folgende Schulen waren kurz nach dem 1. Weltkrieg gebaut worden:
Auerfluß, Eschingen, Friedrichsberg, Grimmen, Rogalwalde und Schiedelau. Während meiner Amtszeit sind die Schulen in Albrechtshof (1927), Balsken (1938), Bruderhof (1936), Dachshausen 1938), Gembern (1930), Gr. Beynuhnen (1934), Friedeck 1930, Kreuzhauzen (1930) gebaut worden.

Hinter den Namen bedeuten die Zahlen ungefähr die Zeit, wann die Neubauten ausgeführt worden sind. An-, Um- und Urweiterungsbauten größeren Ausmaßes, die den Schulen einen neuwertigen Charakter gaben, wurden ausgeführt: Alzhauswalde, Elken, Brettken, Dingelau, Gr.Bachrode, Gr. Grobienen, Gr. Illmen, Gr. Ragauen, Grünsiedel, Gudwainen, Kannen, Karkheim, Karpauen, Königsgarten, Lopinnen, Peterkeim, Ramfelde und Uhlenhorst.

Diese zuletzt genannten Schulen hatten ungefähr 80 % des Wertes einer Neubauschule. Der Bauzustand der Schulen des Kreises war in der Tat so günstig, dass nur wenig Bauobjekte für den Neubau oder einen größeren Umbau übrigblieben. Es war dieses vor allem Dingen darauf zurückzuführen, dass im Reg.-Bez. Gumbinnen seit ca. 1934 die Kreisschulklassen eingerichtet waren, die die von den Schulverbänden aufzubringenden Barleistungen finanzieren konnten. Als ich zum Heeresdienst eingezogen werde, besaßen die Schulverbände eine Baurücklage von ca. 140.000 RM, die sich bei Kriegsende auf ca. 200.000 RM erhöht hatte.

Die Gesamtetatsumme der Schulverbände des Kreises betrug im Rechnungsjahr 1939 550.000 RM. In der Summe ist die Etatsumme des Gesamtschulverbandes Angerapp nicht enthalten. Da der Gesamtschulverband Angerapp der Kreisschulkasse nicht angeschlossen war. An Landesergänzungszuschüssen erhielten die Schulverbände des Kreises einschl. des Gesamtschulverbandes Angerapp ca. 180.000 RM.

Nach meiner Erinnerung betrug die Jahresetatsumme:
a) einer 1-klassigen Schule ca. 6.500 RM
b) einer 2-klassigen Schule ca. 10.500 RM
c) einer 3-klassigen Schule ca. 15.000 RM
d) einer 4-klassigen Schule ca. 18.000 RM.

Straßenmeistergehöfte

Straßenmeistergehöfte waren in Gembern und Sodehnen vorhanden, die m.E. im Eigentum des Kreises standen. Mir ist nicht bekannt. ob bei Übernahme der früheren Provinzialstraßen in die Reichstraßenverwaltung diese Gehöfte in das Eigentum der Reichsstraßenverwaltung übergegangen sind. Wegen der Straßenmeister in Trempen und Kleinlautersee siehe unter Kleinsiedlungsgesellschaft. Straßenwärterhäuser besaß der Kreis m. E. nicht.

Torfwerk

In der Gemeinde Rauben wurde seit Jahren ein Torfwerk betrieben, bei dem der Kreis lediglich das Ausbeutungsrecht besaß.

Wohnhäuser

Die Gemeinde Trempen besaß ein in Trempen gelegenes Wohnhaus in dem sich das Büro des Amtsvorstehers, Bürgermeisters und Standesbeamten befanden. Das Büro bestand im Erdgeschoß aus 3 Räumen und der Wohnung des Gemeindedieners. Dir Wohnung des Gemeindedieners hatte Stube und Küche. In der ersten Etage befand sich die Wohnung des Bürgermeisters, die aus 3 Zimmern und Küche bestand und eine Mietwohnung aus Stube und Küche. Für die Bürgermeisterwohnung war ein Fremdenzimmer im Dachgeschoß eingebaut. Alle Wohnungen und die Büroräume hatten Ofenheizung und waren nicht neuzeitlich eingerichtet, d. h. sie hatten weder Bad noch Spülklosett.

Der Wert des Hauses bei Ausbruch des Krieges wird mit ca. 30–35.000 RM angegeben. Der Gemeinde Trempen gehörte ferner die Lichtleitung des Ortsnetzes, die einen Wert von ca. 10.000 RM hatte. Die Höhe des Gemeindeetats soll jährlich 12.000 RM betragen haben. Diese Angaben machte mir der letzte Bürgermeister der Gemeinde. Ich halte diese Etatsumme aber für zu niedrig. Die anderen Gemeinden hatten weder einen Hausbesitz noch wesentlichen Landbesitz. Der Landbesitz der Gemeinden ist m. W. über den eines Dorfangers und den der Gemeindewege nicht hinausgegangen.

Ziegeleien

An Ziegeleien sind zu nennen:
– Klein-Beynuhnen Besitzer von Farenheid, Kl. Beynuhnen
– Grimmen Hagen, Grimmen
– Julienfelde von Sauken, Julienfelde
– Paulsdorf von Farenheid, Kl. Beynuhnen, Pächter: Kiewitt, Paulsdorf
– Sandenwalde von Sanden, Sanden
– Schimmelhof, Krebs-Schimmelhof
– Wilhelmsberg Hensche, Grimmen.

Über die Kapazität dieser Betriebe vermag ich keine näheren Angaben zu machen, sie stellten Ziegel, Dachpfannen und Drainageröhren her.

Darkehmen – Gudwallerstrasse vor 1914

Ende des Berichts Kakrow.
Lüneburg, den 16.10.1958

Kreisgemeinschaft Angerapp (Darkehmen) in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V.

Patenkreis der Kreisstadt Mettmann

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